Es wird bereits heller draußen. Mein Körper ist noch unglaublich müde von den Monaten zuvor und den vielen schlaflosen Nächten. Wie gerne würde ich bis Mittag so weiterschlafen, nur einmal so richtig ausschlafen und Kraft tanken. Aber Zoe ist schon wach, ich höre sie bereits seit einigen Minuten brabbeln. Aus dem Brabbeln wird irgendwann ein Lachen. Ich öffne die Augen und sehe meinen Mann. Auch er hat Zoe bereits gehört und schaut mich an. Er lächelt. Beide heben wir leise und in Zeitlupe unseren Kopf um an das Ende des Raumes zu blicken. Zum Gitterbett. Ja, Zoe schläft mit 10 Monaten immer noch mit uns in einem Zimmer. Bis jetzt hatten wir keinerlei Probleme damit. Im Gegenteil – Zoe schläft sicher, wissend, wir sind hier. Wissend, dass wir in weniger guten Nächten umso schneller bei ihr sind. Und nein, unsere Beziehung leider nicht darunter.
Da steht sie, im Gitterbett. Lacht mit ihrem Bärli in der Hand und blickt zu uns. Ihr Grinsen wird noch größer und sie begrüßt uns mit einem lauten „Daaaaaa!“ . In dem Moment vergesse ich wie müde und erschöpft ich bin. Diese Begrüßung am Morgen ist die schönste, die man sich nur vorstellen kann. Dieses Gefühl, da freut sich jemand unglaublich dich zu sehen und mit dir in den Tag zu starten. Dieses Gefühl, das Wichtigste auf der Welt für jemanden zu sein. Dieses Gefühl, wissend bedingungslos geliebt zu werden. Und dieses Gefühl, wenn auf dem Weg zum Gitterbett aus dem „Daadaaadaaaa!“ ein „Mamamama!“ wird. Unbeschreiblich!
Muttergefühle – dieses Wort und ihre Bedeutung kenne ich seit ich klein bin. Doch ich habe niemals darüber nachgedacht, wie sich wirklich eine Mutter fühlt. Ich liebe meine Mutter, bedingungslos. Es gab gute und auch schlechte Zeiten mit ihr, lachende und weinende Augenblicke, unendlich viele Streitereien und genauso viele Versöhnungen. Wir sind nicht nur Mutter und Tochter, wir sind auch Freundinnen. Freundinnen, die sich Probleme erzählen, deren Meinungen einander wichtig sind, auch wenn sie nicht immer übereinstimmen. Freundinnen, die einander vertrauen und sich gegenseitig verstehen wollen. Dieses Glück darf ich mit meiner Mama erleben. Und dieses Glück will ich auch mit meiner Tochter erleben dürfen.
Diese Liebe, die ich für sie auf dem Weg zum Gitterbett empfinde, möchte ich ihr ein Leben lang geben. Denn sie beruht auf Gegenseitigkeit. Natürlich schwebe ich nicht 24 Stunden auf meiner Muttergefühle-Wolke. Wie denn auch, wenn meine Tochter bei jedem Windel wechseln schreit wie am Spieß, endlos weint, wenn wir Jacke anziehen müssen, böse mit mir ist, wenn sie das Handy oder die Fernbedienung nicht bekommt oder wenn einfach nicht alles nach ihrer Nase geht. Es gäbe täglich unzählige Beispiele.
Aber diese Zeiten schwächen meine Muttergefühle kein bisschen. Sie lassen mich kein bisschen daran zweifeln, dass ‚Mama sein‘ das schönste Gefühl der Welt ist. Dass das Kräfte raubende, zahnende Kind zugleich die größte Energiequelle für mich ist. Die Energie der Liebe übertrumpft einfach alle harten Situationen. Auch wenn das Baby schon das dritte Mal in Folge schreiend und mit dreckigem Popo beim Windelwechseln abhaut. 🙂