Fünf Monate ist es bereits her, dass ich wieder in den Job zurückgekehrt bin. Einmal mehr: Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. Über das Verfliegen der Zeit könnte ich mittlerweile ein Buch schreiben so verblüfft bin ich darüber. Aber genauso verängstigt. Und deshalb einmal mehr motiviert jeden Tag auf’s Neue zu genießen, auch wenn nichts Außergewöhnliches ansteht. Die gewöhnlichen Dinge des Lebens schätzen und jeden Moment voll auskosten, das tue ich. Vor allem die Zeit mit meiner Tochter. Aufgrund der Arbeit fehlen mir wöchentlich drei Tage mit ihr. Natürlich nicht gänzlich, denn durchschnittlich bin ich um fünf Uhr zu Hause. Dennoch verpasse ich unzählige wundervolle Momente mit ihr, unzählige neue Entdeckungen, Errungenschaften, leckere Gaumenfreuden, aber auch traurige Momente in meiner Abwesenheit.
Die Tatsache des Verpassens dieser Momente ist für mich der größte Nachteil vom Arbeiten mit Kind. Nicht da zu sein, wenn meine Tochter mich braucht. Nicht da zu sein, wenn ihr etwas nicht passt. Nicht da zu sein, wenn ihr etwas nicht schmeckt. Nicht da zu sein, wenn sie mittags nicht schlafen will. Aber auch nicht da zu sein, wenn meine Tochter sich vor Lachen am Boden kugelt. Oder, wenn sie tanzend im Wohnzimmer zur Gitarre ihres Papas „singt“. Oder, wenn sie am Spielplatz mit Oma neue Bekanntschaften schließt. Oder, wenn sie bei der Tagesmutter ihr heißgeliebtes Bärli mit den anderen beiden Kindern teilt. Und all das erfährt man als Mama dann am Ende des Tages nicht. Unmöglich, den gesamten Tag im Detail durchzusprechen um am aktuellsten Stand zu sein, was die Tochter alles wirklich erlebt hat.
Natürlich können an diesen Tagen auch Dinge erlebt werden, mit denen ich als Mama nicht immer einverstanden bin. Dass meine Tochter mit Papa nicht zwingend im Sitzen essen muss, sondern wenn Madame will dabei auch durch den Raum wandern darf. Oder, dass die Maus bei der Oma um fünf Uhr nachmittags noch ein Schläfchen hält. Oder, dass sie bei der Tagesmutter im Bettchen gar kein Schläfchen hält, nur im Kinderwagen. Und das sind nur einige Beispiele. Klar, als Mama will man die Regeln vorgeben. Und so soll es überall funktionieren, nicht nur Zuhause. Als Mama weiß man es eben am besten, was dem eigenen Kind gut tut – auch, wenn die anderen Bezugspersonen genauso toll sind. Verrückt, ich weiß. Aber so ist es eben. Dieses Privileg will ich mir nicht nehmen lassen.
Neben den persönlichen Nachteilen während der eigenen Abwesenheit ist es jedoch jedes Mal ein wahnsinnig schöner Moment, wenn man am Ende des Tages das Kind gesund und munter wieder zurück bekommt. Den Menschen vertrauen zu können, die mit 100-prozentiger Achtsamkeit nur ein einziges Ziel verfolgen: der Tochter einen wundervollen Tag zu bescheren, während die Mama in der Arbeit ist. Spätestens hier wirkt mein vorheriger Punkt als lächerlich. Zu verstehen wie wichtig es ist, dass das Kind neben Mama und Papa noch andere Personen als Bezugspersonen zulässt. Und sich glücklich schätzen zu können, dass es diese Personen gibt.
Hier komme ich zu einem weiteren schönen Teil: die Tatsache, dass es mir möglich war nach einjähriger Karenz wieder arbeiten gehen zu können ist für mich ein Privileg. Dass die Kinderbetreuung passt, ohne dass ich meine Kleine gleich in die KiTa geben musste. Dass ich im worst case jederzeit von der Arbeit abhauen könnte, weil ich mich mit einem sehr verständnisvollen Chef glücklich schätzen darf. Weil ich einen Mann habe, der mich dabei unterstützt und den Stress auch auf sich nimmt, der dadurch entsteht. Dass ich wieder mehr leisten kann, als „nur“ Mutter, Ehefrau, Hausfrau und Freundin zu sein. Aus dem Mutteralltag „entfliehen“ können, sozusagen. Und dabei etwas zu leisten, das ich kann und für das ich auch Anerkennung bekomme. Denn auch das tut meiner Seele gut. Die alten Arbeitskollegen wieder öfter sehen zu können, die ich sehr ins Herz geschlossen habe. Und zu guter Letzt, dass ich nach bezahlter Karenz jetzt gleich wieder Geld verdienen kann.
Jede Lebensphase, jeder Lebensabschnitt hat seine Vor- und Nachteile. Solange es mehr Positives als Negatives gibt, ist doch nichts verkehrt. Und auch an den Nachteilen kann man persönlich wachsen. Seitdem ich arbeite genieße ich die Zeit, die mir mit meiner Tochter bleibt, auch viel mehr als ich es vorher schon getan habe. Und umgekehrt habe ich auch das Gefühl, dass es so ist. Es ist also alles eine Frage der Betrachtungsweise.
also für mich klingt das wie eine win win situation. Und es gut für die Entwicklung des Kindes und auch, dass es bei unterschiedlichen Personen andere Dinge darf..im Grunde ist es doch nur die Vorbereitung auf das Leben und nicht fehlende Konsequenz…. Grosseltern sind so extrem wichtig, aber das hatte ich Dir schon mal geschrieben *hüstel* hab einen tollen Abend und irgendwie klang Dein Beitrag sowas von glücklich, das finde ich klasse!!! LG Ann
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Liebe Ann, vielen Dank für dein Kommentar! Du hast recht, es ist wichtig, dass es bei der Oma mehr oder andere Dinge darf wie Zuhause. Wissen tu ich es, „leben“ tu ich diese Einstellung nur noch nicht. Bin immer noch am „besser wissen“ und kriteln. Da muss ich persönlich wohl auch noch wachsen 😉 Genau, deinen Beitrag hatte ich mir dazu schon durchgelesen!!!! Hab einen schönen Abend! Lg Steffi
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ich kann Dich aber auch verstehen, Steffi, ist es ja Dein Kind….aber es wird ihm nicht schaden. Letztendlich weiss es, wer seine Mutter ist. Wusstest Du, dass Kleinkinder sich bei den Müttern am liebsten daneben benehmen, weil sie wissen, dass sie es ihnen nicht krumm nehmen. Sie sind sich der Liebe so sicher, dass sie Verhalten ausprobieren…darüber gibt es eine Studie…und logisch klingt es ja auch, oder ??? Liebe Grüße, das wünsche ich Dir auch, Ann
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Du hast immer so passende Worte parat! Danke dir dafür! Liebe Grüße
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danke….bei so tollen Beiträgen 😉 liebe Grüße zurück
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Ich kann deine Vor- und Nachteile total unterschreiben! Ich denke, dass du die Zeit, die du nun mit deinem Kind hast viel intensiver wahrnimmst. So geht es mir zumindest.
Liebe Grüße,
Juli
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Liebe Juli, genau so ist es. Ich schätze die restliche Zeit auch viel mehr! Freut mich, dass es dir auch so geht! Liebe Grüße, Steffi
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Ich finde es toll, dass es dir dennoch irgendwie gut zu gehen scheint 🙂 Bin selbst so ne „WorkingMum“ und habe mir anfangs viele Gedanken gemacht. Die sind auch jetzt noch da, aber zum Glück etwas leiser 😉 Ich liebe meine Arbeit viel zu sehr, um nur Mutter zu sein. Das würde mich einfach nur fertig machen und in den Wahnsinn treiben…. Haaach…Aber eigentlich hätte ich auch ein klein bisschen mehr Zeit mit Claire… Dieses hin und her der Gefühle immer. Nervige Biester 😉
LG
Yasmin
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Liebe Yasmin, ein hin und her ist es allemal. Obwohl ich gerne arbeite, verlasse ich meine Maus trotzdem manchmal mit einen weinenden Auge. Vor allem an Tagen, an denen die Nächte zuvor nicht ganz so einfach waren. Das sind dann die Tage, an denen sie so gerne an meinem Bein kleben würde, jede Minute. Auch, wenn sie den Tag dann trotzdem ohne mich zu genießen scheint, an den Abenden liegt sie mir dann in den Armen dafür. Liebe Grüße!!
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Liebe Steffi,
ein schöner Artikel, der mir aus dem Herzen spricht. So habe ich mich auch gefühlt, als ich nach einjähriger Elternzeit bei unserem Großen wieder arbeiten ging. Bei mir war es nur insofern noch eine Spur schlimmer, weil wir ihn in die Fremdbetreuung geben mussten. Das war echt hart mit solch einem kleinen Würmchen…
Liebe Grüße
Eva
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Liebe Eva, danke für dein Kommentar. Meine Maus ist an einem Tag für circa 7 Stunden bei der Tagesmutter. Auch wenn es ihr da sehr gut geht bin ich froh, dass wir eine „interne“ Lösung mit meinem Mann und der Oma an den restlichen beiden Tagen finden konnten. Wenn sie so klein sind, dann ist das wirklich nicht ganz so einfach. Dann lieber in den vertrauten Wänden Zuhause oder eben bei den Großeltern. Da verstehe ich dich voll und ganz! Liebe Grüße, Steffi
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Hallo liebe Steffi,
das hört sich sehr ausgewogen und zufrieden an, so, als sei das für Euch genau richtig. An dieser Balance basteln wir noch – deshalb danke für Deine Anregungen! Ich muss zugeben, dass ich nicht so gut im „Loslassen“ bin und meine Küstenkinder immer total vermisse, wenn sie nicht bei mir sind. Aber sie sind ja auch noch so klein…
Viele liebe Grüße von der Ostsee
Küstenmami
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Liebe Küstenmami, danke für dein Kommentar! Oh ja, das „Loslassen“ ist eine Sache für sich 🙂 und alles andere als einfach. Aber wenn es ihnen gut geht, dann spricht ja nichts dagegen. Und einem selbst tut es ja auch gut, die Kinder in guten Händen zu wissen und in der Zeit noch arbeiten zu können. Oder eben mal etwas anderes machen zu können. Aber ich verstehe dich da, ich fühle mich manchmal auch hin- und hergerissen… aber ich denke, das ist normal 😉 Liebe Grüße, Steffi
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