Die Welt mit Kinderaugen sehen
Schon seit Monaten habe ich die kleine Mila Zuhause, ein kleines Püppchen, das heuer in meinem Osternesterl vom Opa war. Anfangs gefiel sie mir nicht wirklich, mit ihrem Pyjama und den nackten Füßen. Irgendwann saß dann plötzlich Sophie im Wohnzimmer der Urli, mit ihrem rosa Kleidchen und blonden Zöpfchen. Die hat immer so komisch geschaut, deshalb habe ich immer einen weiten Bogen um sie gemacht. „Gib der Sophie ein Flaschi!“ hat die Urli immer gesagt. Das Flaschi habe ich dann doch lieber dem Bärli gegeben oder selber einen Saft getrunken. Zu Weihnachten letzten Jahres bekam ich meinen Puppenwagen, zum Geburtstag folgte Anni. Auch die Anni habe ich am liebsten in irgendeine Ecke geworfen, nur damit ich mit leerem Puppenwagen in der Gegend herum fahren kann. Oder sogar selber darin sitzen konnte. Irgendwie waren die drei komisch.
Vor ein paar Wochen war ich mit der Mama einkaufen. Da habe ich etwas entdeckt, was mir sofort gefallen hat und ich nicht mehr hergeben wollte. Deshalb bin ich damit sofort zur Kassa gefahren: mit meinem neuen Puppenbuggy. Jetzt mag ich sie plötzlich, meine Puppen. Sie dürfen auch gerne im Buggy sitzen, sie sind ja auch Babys. Und ich, ich sitze ja auch so gerne in meinem Buggy. Am liebsten setze ich alle drei Puppen gemeinsam rein und schnalle sie an: Mila, Sophie und Anni. Ich bin nämlich ihre Puppenmama, das sagt zumindest die Urli immer. Komisch, denn Mama sagt zu mir auch oft „Puppe“, dabei bin ich doch die Zoe. Die Zoe, die Puppen gerne im Puppenbuggy herumschiebt. Und es gibt eine Puppe, die hab‘ ich besonders lieb: den Sandmann.
Jeden Abend vor dem Schlafen gehen darf ich den Sandmann im Fernsehen ansehen. Wenn ich mit Papa alleine bin, darf ich das sogar tagsüber, wenn ich ihn ganz lieb darum bitte. „Puppe!!!! Puppe!!! Puppe!!!“ Und schon bringt er das iPad herbei und wir schauen ganz viele Folgen. Wenn Mama morgens im Bad ist und Papa noch ganz müde im Bett liegt, dann darf ich sogar bei ihm im Bett schauen. Mein Papa, der mag den Sandmann eben auch. Ohne meine „Puppe“ wäre es Zuhause wohl nicht mehr dasselbe. Im Bettchen wird’s jetzt nur manchmal eng, denn alle kuscheln sie gerne bei mir: die Mama, der Papa, der Bärli, der Sandmann, die Sophie, die Anni und die Mila. So ist das eben, wenn man (Puppen-)Mama ist.