Geduld war nie eine meiner starken Eigenschaften. Im Gegenteil, ich wollte immer alles so schnell es geht. Als ich ein Kind war konnte ich es kaum erwarten groß zu sein, mich wie die Großen mit Freunden zu treffen und das tun, was eben auch die Großen tun. Einen Freund haben, BH’s tragen, Klamotten selber kaufen, coole Erfahrungen machen. Als ich ein Teenager war konnte ich es kaum erwarten erwachsen zu werden, studieren zu gehen, nicht mehr fragen zu müssen, was ich tun darf und was nicht, sondern das zu tun worauf ich Lust und Laune hatte. Jede Entscheidung selber zu treffen, eigenes Geld zu verdienen. So konnte ich es auch nicht erwarten erst mit 18 Jahren mein erstes Tattoo machen zu lassen, oder erst mit 18 in die Großstadt zum Studieren zu ziehen. Ich tat es eben etwas früher. Als Studentin konnte ich es kaum erwarten bis wieder die nächsten Ferien da waren, in den Ferien fieberte ich bereits dem neuen Semester entgegen. Ferienplanung geduldig abzuwarten, bis alle Freunde genau wussten wann wir buchen können und wann nicht, furchtbare Vorstellung. Besser heute als morgen. Besser heute ausgehen als morgen. Besser heute und morgen. Als ich mit dem Studium fertig war konnte ich es kaum erwarten ins Ausland zu gehen. Monate vor dem Abschluss war alles bereits geplant, obwohl die Zeit bis dahin noch ewig zu sein schien. Nach Monaten im Ausland konnte ich es kaum erwarten wieder ins Ausland zu gehen, um der Liebe willen. Wir konnten es kaum erwarten zu heiraten, verlobt waren wir bereits nach einem halben Jahr, verheiratet sechs Monate später. Frisch verheiratet konnten wir es gerade mal etwas mehr als ein Jahr abwarten, bis wir schwanger wurden. Das Wochen zählen in der Schwangerschaft, ein riesen Hinfiebern. Vom Geburtstermin kaum zu schweigen. Meine Ungeduld ist wohl auf das Baby übergeschwappt, das dreieinhalb Wochen früher auf die Welt kam.
Das erste Jahr meines Mutterdaseins habe ich so sehr genossen, dass ich keinen Grund hatte ungeduldig zu sein. Plötzlich ging mir alles zu schnell, die Maus konnte sitzen, mit zehn Monate begann sie zu laufen. Die ersten Wörter waren schon gelernt, gefolgt von „Backe, backe Kuchen“. Die Zähnchen spriesten nur so dahin, die Maus wurde von Tag zu Tag entdeckungsfreudiger und schlauer.
Heute, nach über eineinhalb Jahren, ist meine Ungeduld wieder omnipräsent. Tag für Tag. Abend für Abend. So sehr, dass sie mich schafft. Das Kind ins Bett zu bringen fordert so viel an Geduld, ja nur ein weiser, alter Mann könnte so eine Geduld ausstrahlen. Ein weiser, alter Mann, der am nächsten Tag ausschlafen kann, nicht arbeitet und deshalb alle Zeit der Welt hat um das Kind stundenlang in den Schlaf zu wiegen, schmiegen, singen, albern, reden, wieder wiegen, schmiegen, singen….
Einschlafbegleitung – die wohl größte Geduldsprobe der Eltern. Ich lerne diese Geduldsprobe zu trainieren. Deshalb beginnt der Abend bei uns ruhig. Die Energie wird heruntergeschraubt, wir essen in Ruhe zu Abend, das Kind wird in Ruhe gebadet, das Kind darf in Ruhe den Sandmann anschauen während es im Einschlafmodus schlechthin ihr Fläschchen trinkt. Danach beginnt die eigentliche Einschlafbegleitung. Im Bettchen. Müde ist das Kind bereits, doch nicht zu müde um hundert Mal den Schnuller aus dem Bett zu werfen, alle Kuscheltiere einzufordern, damit Mama sie dann nacheinander wieder aus dem Bett nehmen muss, nur damit ich in Folge jeden einzelnen wieder zurückreichen muss. Und wir befinden uns bereits in der Endlosschleife. Das Kind beruhigen, Geschichten zu erzählen und „Lalelu“ im Repeat zu singen. Der ganze Wortschatz wird durchgegangen, jede einzelne Person aufgezählt, die das Kind kennt, alle bekannten Tiere. Dazwischen wird ein Ständchen gesungen, nur damit ich danach das Kind wieder ruhig „sssssccchhhhh scheeeeeeeeeen“ muss, damit wieder etwas Ernst im Zimmer herrscht. Das Kind liegt endlich wieder flach im Bett und reibt sich vor Müdigkeit die Äuglein. Zeit zum halbstündigen Rückenstreicheln, damit sie endlich einschläft, bis mir danach der Rücken gestreichelt werden muss vom ewigen Hineinbeugen ins Gitterbett. Und dann, wenn es aussieht als wäre es so weit, das Kind die Äuglein zu hat….. und plötzlich alles wieder von vorne losgeht.
Und weil ich sie trainiere, meine Geduld – mit vielen Ooooohm – Gedanken – hat das Kind heute nach eineinhalb (!) Stunden geschlafen. Wir waren schon viel schlechter. Wie lange kann so ein Geduldsfaden überhaupt werden, bis er reisst? Bei uns Eltern wohl Meeeeeeeeeter lang…
Der Faden ist seeeeeehr lang…. 😉
Meine Grosse wird im September 3, wird auch noch ein Schlaf begleitet und schnell geht es nur, wenn wir den Mittagsschlaf streichen.
Ansonsten sind wir auch bei 1,5 Stunden… +/-…
Halte durch!!
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