Den Weg in die Selbstständigkeit kann man auch als Sturm und Drang Zeit in der Entwicklung eines Kindes sehen. Mit viel Willen und Motivation will das Kind alles erlernen und selber machen, was auch einiges an Geduld kostet, auch bei den Eltern. Aktuell ist das gerade bei uns Zuhause der Fall. Essen, anziehen, waschen, Zähne putzen, am Spielplatz hochklettern, runterklettern – alles will meine Tochter alleine machen, am liebsten komplett ohne elterliche Hilfe. Mit 21 Monaten kann doch noch gar nicht alles alleine funktionieren! Doch wehe einer versucht ihr eine unterstützende Hand zu reichen oder gar zu zeigen, wie es geht, dann ist der Gefühlsausbruch bereits vorprogrammiert.
Schau Mama, was ich schon kann!
Alleine essen, das üben wir bereits seit längerem und das klappt eigentlich recht gut. Und wenn nicht, dann wird mal kurz mit den Fingern nachgeholfen, denn zu helfen weiß sich das Kind.
Alleine anziehen. Eine riesen Geduldsprobe am Morgen, wenn Mama in die Arbeit und das Kind in die Kindertagesstätte muss. Wutanfall oder zu spät kommen? Lieber nichts riskieren und das Kind einfach machen lassen. Und weil anziehen probieren so lustig ist, macht das wieder ausziehen ebenso viel Spaß. Vielleicht finden ja dieses Mal beide Füße durch das richtiges Hosenbein, und wenn nicht dann eben wieder den Gefühlen freien Lauf lassen und richtig ärgern, bis die Mama irgendwann doch helfen darf. Ist das Kind irgendwann angezogen, dann sind die Schuhe und die Jacke dran. Doch bevor es so weit ist muss das Kind die Wohnungstüre aufsperren. Und aufmachen. Ja, das Kind, nicht die Mama!
Wir sind noch on time, die zweieinhalb Stunden früher aufstehen lohnen sich doch. Und während das Kind unzählige Versuche unternimmt sich selbst Krabbelgruppen-fertig zu machen, bleiben der Mama auch noch Minuten des Schminkens und Haare machens. Und zum Geschirrspüler einräumen, hat auch was. Angekommen in der Krabbelgruppe setzt sich das Kind auf seinen Garderobenplatz, zieht die Schuhe aus und die Patschen an. Der Reißverschluss der Jacke klemmt plötzlich.“Schau Maus, ich zeige dir wie das geht.“ Zu schnell muss es jetzt gehen, damit sie zu ihren Freunden kommt, dass ihr das helfen dieses eine Mal genau recht kommt. Außerdem sind viel zu viele Augen auf sie gerichtet, also lieber nicht ausflippen und Mama machen lassen.
Loben. Es sind die kleinen Erfolge, die zählen, und die zum Weitermachen motivieren. So auch beim Kind. Auch, wenn die Schuhe stolz falsch herum angezogen wurden, oder beide Füße in ein Hosenbein gepfercht wurden. Es ist unser Lob durch das das Kind ein gesundes Selbstvertrauen entwickelt und was die Selbstständigkeit weiter ankurbelt. Und genau diese erlernte Selbstständigkeit ist es, die irgendwann uns Eltern entlastet. Und dafür nehme ich diese Gefühlsausbrüche gerne in Kauf, und biete weiterhin immer wieder meine Hilfe an, für den Fall, dass sie sie braucht und annehmen will. Denn auch wir mussten all das einmal lernen, was wir heute selber machen können.