Aus gegebenen Anlass beschäftigt mich diese Frage aktuell mehr denn je. Kommenden November bin ich bereits zwei Jahre wieder zurück in meiner Arbeit. Als meine Tochter zehn Monate alt war ging ich fünf Stunden die Woche zurück ins Büro, als schrittweise, langsame Gewöhnung an eine bevorstehende längere Trennung unserer verschworenen Mama-Tochter-Einheit. Die fünf Stunden pro Woche schafften wir beide mit links, zumal meine Tochter an diesen Tagen von der Omi rundum betreut wurde. Zwei Monate danach dann die Aufstockung auf zwanzig Arbeitsstunden die Woche, verteilt auf drei Tage, Fremdbetreuung inklusive. Bei diesen zwanzig Stunden stehen wir heute immer noch. Und weil mit zunehmenden Monaten zurück in der Firma die Arbeit immer mehr wurde und auch Spaß machte, wurde die Zeit knapper, weswegen ich bereits länger über eine Erhöhung meiner Arbeitsstunden nachdenke. Doch, schade ich damit meinem Kind?

Auch wenn ich nicht von einer Erhöhung auf Vollzeit spreche, sondern „lediglich“ um sechs Stunden (d.h. einen vierten Tag), eine klare Antwort darauf weiß ich nicht. Viele Mütter würden bestimmt sagen, dass die paar Stunden mehr oder weniger dem Kind sicherlich nicht schaden, ist es doch bereits an die tageweise Trennung und die Fremdbetreuung gewöhnt. Doch: jedes Kind ist anders und somit geht jedes Kind mit der Trennung anders um. Während die einen sehr gerne bei der Tagesmutter oder in der Kita bleiben, ist für die anderen der Morgen und der Weg dorthin jedes Mal wieder gekoppelt mit sehr vielen Emotionen. Dazwischen und darüber hinaus gibt auch viele Fälle, alles abhängig von ganz vielen Faktoren. Davon abgesehen, dass das Thema Fremdbetreuung vor dem Kindergartenalter in der Gesellschaft, aber auch bei Pädagogen und Eltern immer noch umstritten ist.

„Für das Kind fühlt es sich an, als würde es selbst auch arbeiten gehen, auch wenn es das nicht tut.“ Diese wahren Worte stammen von einer Tagesmutter, die mich vor einem Jahr zum Krabbelgruppen-Start meiner Tochter beraten hatte. Sie hatte recht, bis heute fühlt es sich so an. Die letzten beiden Monate war meine Maus morgens stets traurig oder wütend als es in Richtung Krabbelgruppe ging: das Frühstück wurde oftmals verweigert, gerne auch das Anziehen oder Zähneputzen. „Mama, nicht in den Kindergarten fahren!“ oder „Mama, nicht arbeiten gehen!“ – zwei leider oft gehörte Sätze am frühen Morgen. Interessanterweise waren genau diese Emotionen im Auto stets sofort vergessen und wir konnten den Kindergarten ohne Probleme freudig betreten. Doch am nächsten Morgen Zuhause dasselbe Verhalten. Zuhause wäre sie dann doch lieber, klar.

Durch die Möglichkeit, dass heute eine gute Fremdbetreuung bei unter Dreijährigen gegeben ist, auch wenn sie kostspielig ist und eine längere Suche bedarf, verhilft das vielen Müttern zum schnelleren Wiedereinstieg in den Beruf. Ein sehr wichtiges und auch nicht wegzudenkendes Thema auch wenn es leider auf Kosten der Kinder geht. Denn auch wenn die Fremdbetreuung dem Kind eine tolle Zeit und Erfahrung beschert sind zu lange Trennungen von den Eltern, speziell von der Mama, im zu jungen Alter mit Sicherheit nicht das beste für die emotionale Entwicklung des Kindes. Hier spreche ich nicht von einer Betreuung bei der geliebten und vertrauten Oma, sondern von der Betreuung in einer Krabbelgruppe oder Kita. Und so dankbar ich auch für die Möglichkeit und auch die Tatsache bin, dass meine Tochter in „unserer“ Krabbelgruppe seit einem Jahr sehr gut aufgehoben ist, so ängstlich und vorsichtig bin ich auch in diesem Thema. Grund hierfür ist vor allem weil ich sehe, wie anstrengend das alles für meine Tochter ist. Und, wie gerne sie an den restlichen Tagen der Woche Zuhause bleibt. Klar, so viele Aktivitäten und Möglichkeiten wie es die Pädagogen in der Krabbelgruppe bieten, kann ich meinem Kind Zuhause gar nicht geben. Unzählige Lieder, Tänze, Spiele, Basteleien in allen Jahreszeiten, kochen, freies Spielen mit einer unglaublichen Ausstattung und das stets mit Gleichgesinnten, dadurch lernen die Kinder kognitive und soziale Kompetenzen, die sie vielleicht sonst erst im Kindergarten lernen würden – und doch kann Frühförderung auch unglaublich anstrengend sein. Nicht umsonst ist meine Tochter nach einem Tag (8-15:30 Uhr) trotz Mittagsschlaf erschöpft – und vor allem in freudiger Erwartung auf Zuhause.

Ich bin wirklich hin- und hergerissen – doch vor allem ist das meine Maus. Eigentlich beantworte ich mir meine Frage schon selbst, auch wenn ich gerne noch weitere Stunden dazu nehmen würde.

Was habt ihr für Erfahrungen?

Posted by:Steffi

Herzlich Willkommen auf meinem persönlichen Mamablog! Hier schreibe ich, Steffi (33) über das Kinderglück als 2-fach Mama, arbeiten als Mama und ganz viel Alltagskram. Viel Spaß beim Lesen!

2 Antworten auf „Schade ich meinem Kind, wenn ich meine Arbeitsstunden erhöhe?

  1. Hi, ich finde es auch sehr komplex. Unsere Kinder werden U3 aus Überzeugung nicht fremdbetreut, ich möchte mein Kleinkind weder zur TaMu noch in eine Kita geben, bzw ab 2,5 fände ich es gut. Aber das ist eben das, was für uns so passt. Generell halte ich die KiTa etc nicht für „Frühförderung“ im Freundeskreis waren manche ab 1 oder 2 in Betreuung, andere wie unsere ab 3 und da war weder in der Entwicklung noch im Sozialverhalten ein Unterschied zu erkennen. Die Eingewöhnung im Kiga mit 3 lief auch von selbst. Allgemein spielen in alles so viele Faktoren mit rein. Wie ist das Kind, müssen oder möchten die Eltern beide arbeiten? Manchen bleibt nicht die Wahl. Ausserdem bedeutet eine unzufriedene Mutter Zuhause mehr Stress fürs Kind als KiTa bzw Fremdbetreuung. Bestimmt ist Kiga Stress, auch für ältere Kinder, aber Stress kann auch positiv sein, es kommt auf die Art und Intensität an. Daher, ich finde gut, dass es Angebote gibt, die sind wichtig, aber ich bin für Wahlfreiheit und besonders dafür, dass man auf sich und seine Familie hört, was passend ist. Liebe Grüße

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    1. Hallo, danke dir für deinen Kommentar! Du hast recht, für jede Familie ist eine andere Variante besser, da spielt unglaublich viel mit – vor allem wie es dem Kind dabei geht. Meine Kleine gehört nun ab September mit ihren 2,5 Jahren zu den Großen in der Krabbelgruppe, denn da kommen dann die neuen Kleinen dazu. Bin gespannt ob sich dadurch nicht doch einiges ändert und sie die Zeit dort bereits ab der Trennung von mir genießen kann. Liebe Grüße an dich!

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