Fünf Monate bin ich bereits wieder zurück im Beruf. Mein Wiedereinstieg nach einem Jahr Mutterschutz und Karenz war im November letzten Jahres, und zwar mit nur einem halben Tag pro Woche. Mir war es wichtig langsam und in kleinen Schritten einen Abnabelungsprozess zu starten. Und das hat auch sehr gut geklappt. Den halben Tag durfte meine Tochter bei der Oma bleiben. Meistens habe ich diese Stunden noch etwas ausgedehnt, war nach der Arbeit noch einkaufen oder andere Dinge erledigen. Die beiden sind durch die wöchentlichen Omatage zu einer verschworenen Einheit zusammengewachsen. Nach meinem Mann und mir ist die Oma Zoe’s dritt-wichtigste Bezugsperson, der sie vertraut und wo sie sich auch zuhause fühlt.
Nach zwei Monaten der Eingewöhnung habe ich dann im Januar auf 19 Stunden die Woche aufgestockt. Ich war gerne zurück in der Arbeit. Dennoch haben sich die ersten Wochen als etwas schwierig herausgestellt. Zoe, gerade mal ein Jahr geworden, hat alles freiwillig mitgemacht: montags bei der Tagesmutter, dienstags bei der Oma, und mittwochs beim Papa zuhause. Alles easy, überall quicklebendig und auf Entdeckungsreise. Tagsüber war alles toll. Doch abends und in der Nacht durfte ich meine Abwesenheit abbüßen. Weinerlich, anhänglich, Mama-bezogen in jeglicher Hinsicht. Das erste Monat haben wir es nur noch gegen zehn ins Bett geschafft. Zoe war zu aufgeregt als ich am späten Nachmittag nach Hause kam – als hätte der Tag dann erst so richtig gestartet. Nicht nur, dass Zoe um einige wichtige, erholende Stunden Schlaf kam und vollkommen aus dem Rhythmus „gerissen“ wurde, auch für mich waren diese Abende unglaublich anstrengend. Denn auch die meisten Nächte waren eher unruhig als ruhig, und mit nur fünf Stunden Schlaf morgens arbeiten zu gehen, das wünscht man nicht mal seinem größten Feind. Nur ich durfte mit ihr in der Nacht Flaschi trinken, nur ich durfte Zoe in der Nacht trösten, wenn der Nachtschreck wieder Einzug hielt. Und nur an mir klebte sie die zweite Nachthälfte lang, nachdem sie ins Familienbett gewechselt hatte.
Nach einigen Wochen hat Zoe meine Arbeitstage akzeptiert. Sie war sich sicher, ich komme wieder. Die Stunden nach der Arbeit waren plötzlich toll, gemeinsames Spielen und Genießen als wäre ich nicht weggewesen. Das Schlafen gehen am Abend funktionierte wieder zur normalen Zeit. Doch die Bedürfnisse in der Nacht, die darf auch heute noch ausschließlich ich stillen. Nachtflaschi und Kuscheleinheit – und wehe, der Papa mischt sich da ein! Den Arm darf er um sie legen, wenn sie bei uns eingeschlafen ist. Obwohl Zoe durch die gemeinsamen Tage ein noch größeres Papakind geworden ist als sie vorher bereits war, in der Nacht darf nur ich mich um sie kümmern. Familienbett, meistens ab der zweiten Nachthälfte, auch das macht mir nichts mehr aus. Mein Mann und ich sind uns einig: wenn Zoe die Zeit bei uns braucht, dann ist das eben so. Auch wenn sie bei uns genauso unruhig schläft, einen erholsameren Schlaf haben wir alle drei dadurch allemal.
Auch die Zeit bei der Tagesmutter genießt meine Tochter. Wenn wir Montag in der Früh dort ankommen bin ich binnen Sekunden nebensächlich. Jacke und Schuhe ausziehen, das darf nur mehr die Tagesmutter. Genauso wie mit Zoe zu den Spielsachen gehen. Und überhaupt wird zuerst ausgecheckt, was Tina in der Küche bereits Leckeres vorbereitet hat. „Tschüss mein Schatz, bis später!“ Wenn ich die Worte nicht sagen würde, würde es meiner Tochter auch nicht auffallen.
Und genau so soll es sein. Zoe soll sich wohlfühlen, sei es beim Papa, bei der Oma oder bei der Tina. Und ihr darf es an Nichts fehlen. Und dieses Gefühl habe ich. Familienbett hin oder her – eine Kuschelmaus war sie immer schon. Auch, wenn ich dadurch immer noch nicht richtig ausgeschlafen in die Arbeit komme. Der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben ist anfangs schwer, bis Mama und Kind sich daran gewöhnt haben. BEIDE. An die Zeit, die getrennt von einander verbracht wird. An die Tatsache, dass es neben der Mama auch andere wichtige Menschen gibt, denen man vertrauen kann. Dass man die Mama dann gar nicht mehr vermissen muss, wenn es mit diesen Menschen auch schön ist. Dass die Mama nicht jedes neue Wort als Erste hört. Oder jedes neue Können als Erste sieht. Auch als Mama muss man sich an einiges gewöhnen. Auch daran, dass die Zeit noch schneller verfliegt als vorher. Woche um Woche. Und genau deshalb genießen wir die restliche gemeinsame Zeit umso mehr. Arbeiten mit einem einjährigen Kind ist sicherlich für die ein oder andere Mama eine Challenge, so auch für mich. Aber es ist vor allem eine Sache der Gewöhnung, der Einstellung und der Einteilung. Wäre es zu einfach, wäre es ja auch langweilig 😉
Schön geschrieben! Ich kann allem, was Du schreibst, nur zustimmen. Veränderungen sind erst einmal gewöhnungsbedürftig für beide Seiten, doch gerade Kinder erstaunen manchmal mit ihrem spontanen Anpassungsvermögen. Und für eine Mutter ist es auch eine gesunde Erkenntnis zu erlauben, dass auch andere Menschen im Alltag für die Kinder wichtig sind!! Viele liebe Grüsse! Claudia
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Liebe Claudia, vielen Dank für dein Kommentar! Du hast recht – und ich bin froh, dass sich meine Maus auch bei anderen wohlfühlt. Das erleichtert mir das Arbeiten wirklich sehr! Liebe Grüße, Steffi
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