Es ist März. Die Karenz meines Sohnes neigt sich dem Ende zu. Der Wiedereinstieg in der Arbeit war bereits vor Wochen geplant. Die Krabbelgruppe für die Eingewöhnung war fixiert, ja sogar der Termin zum Oster-Bastelabend in der neuen Gruppe stand dick im Terminkalender. Und dann kam Covid-19. Von heute auf morgen. Alles abgesagt. Eingewöhnung, Krabbelgruppe, der Kindergarten für die Große. Auf unbestimmte Zeit. Denn keiner wusste wann das normale Leben wieder halbwegs weitergehen kann.
Wir wurden alle vor ein paar Monaten von der plötzlichen Situation überrollt. Die einen aus heiterem Himmel, die anderen haben es bereits vorgeahnt, spätestens nach den Nachrichten aus den Nachbarländern. Und doch konnten wir uns alle nicht vorstellen, dass all das auch bei uns so ein Ausmaß annehmen und unsere Welt komplett auf den Kopf stellen würde. Wie denn auch? Keiner von uns hat sich wohl jemals Gedanken darüber gemacht wie das Leben während einer Pandemie aussehen könnte. Oder wie schnell sich dadurch vieles ändern würde. Oder ob wir in dieser Zeit zur Arbeit gehen können oder nicht. Oder ob ein vereinbarter Wiedereinstieg in den Beruf in so einer Zeit überhaupt möglich ist. Ob die Firma einen in Zeiten wie diesen überhaupt noch brauchen würde. Fragen über Fragen, die neben Lockdown und Ausgangsbeschränkungen noch mehr für Verwirrung sorgten. So auch bei mir, bei uns.
Ja, bei uns war alles abgesagt. Doch die Arbeit nicht, Gott sei Dank. Für den Mann hieß es Kurzarbeit, ich konnte wie vereinbart wieder starten. Zwar im Home office mit beiden Kindern daheim, doch ich durfte. Und darüber war ich sehr froh. Und es war der wohl sanfteste Wiedereinstieg in den Job den ich mir nach meiner 2. Karenz hätte wünschen können. Mit meinen beiden Kindern daheim, doch in einer Routine, die wir schnell alle intus hatten. Morgens, mittags, abends – oder manchmal zwischendurch – meine Stunden und Aufgaben konnte ich absolvieren, dazwischen die Zeit mit den Kindern verbringen. Hut ab vor allen Vollzeit-Home office moms – denn meine paar Stunden konnten wirklich leicht auf den Tag verteilt werden. Und für die Kinder und mich waren es noch zwei Monate in denen uns zusätzlich Familienzeit geschenkt wurde.
Auch Manuela Christl von SinnKraft – Psychologische Beratung & Coaching für Frauen hatte eine positive Rückkehr zur Teilzeit in ihren alten Job. Ihre Sorgen ob ihr jüngster Sohn, der erst kurz vor Covid-19 eingewöhnt wurde, nach neun Wochen Abwesenheit wieder ohne jegliche Probleme zur Krabbelgruppe gehen würde, verwarf sie schnell. Denn es funktionierte. Zudem hat sich Manuela während ihrer Karenz selbstständig gemacht und ist nun auch als Beraterin für Frauen, unter anderem zum Thema Wiedereinstieg tätig. Auch während der kritischen Wochen hat sie Frauen, die ihren Wiedereinstieg in das Berufsleben umsetzen wollten, begleitet – und nur Positives zu berichten. Trotz Corona, ,,Es ging bei allen glatt!“ Nur eine ihrer Klientinnen wird später als geplant wieder in die Arbeit zurückkehren, darauf habe sie sich mit ihrem Arbeitgeber geeinigt.
Ende gut, alles gut. Mittlerweile durfte ich meinen eineinhalbjährigen Sohn in der Krabbelgruppe eingewöhnen und trotz wochenlanger Abstinenz von Omazeit und Co. hat alles einwandfrei funktioniert. Ja sogar mein Mundschutz und meine Handschuhe, die ich während der Eingewöhnung tragen musste haben meinen Sohn überhaupt nicht gestört. Einfacher konnte er es mir kaum machen. Und doch bin ich überzeugt davon, dass er diese beiden Monate mit mir und seiner Schwester noch mehr als gebraucht hat.
In Krisenzeiten kann also doch eigentlich viel mehr möglich sein als gedacht. Dass man selber nicht nur einstecken muss, sondern vor allem auch daran wachsen kann, in jeglicher Hinsicht. Als Individuum, aber auch als Gemeinschaft. Zuhause in der Familie oder in der Arbeit. Wir haben das Beste aus unserer Zeit gemacht und doch freue ich mich, dass nun alles wieder anfängt in geregelten Bahnen abzulaufen. Für mich zurück im Büro, für meinen Sohn in der Krabbelgruppe, dem es auch wirklich gefällt. Und für meine Tochter zurück im Kindergarten – endlich auch seit dieser Woche.
Steht euch auch bald das Ende der Elternzeit und somit die Rückkehr in die Arbeitswelt bevor? Die liebe Manuela von SinnKraft Psychologische Beratung & Coaching für Frauen hat mir hier für euch die besten Tipps zum Wiedereinstieg zusammengefasst – vielen Dank dafür!
Wiedereinstiegstipps von Manuela Christl (Lebens- und Sozialberaterin SinnKraft – Psychologische Beratung & Coaching für Frauen)
• Wenn du zu deinem früheren Arbeitgeber zurück kehren kannst, halte auch während deiner Karenzzeit zumindest losen Kontakt zu Vorgesetzten & Kolleg*innen. Der Einstieg fällt viel leichter, wenn ihr euch gegenseitig up to date haltet. Außerdem zeigt das Interesse & Verbundenheit deinerseits, was bei den meisten Arbeitgebern zu größerer Kooperationsbereitschaft führt.
• Überlege und besprich deine Ressourcen mit allen Beteiligten! Zu einem gelungenen Wiedereinstieg braucht es ein gutes Umfeld. Dazu zählen nicht nur du und dein Arbeitgeber, sondern auch dein/e Partner/in und mögliche Personen/Einrichtungen für Kinderbetreuung.
• Denk auch darüber nach was du erreichen willst, was der Job für dich bedeutet und wie viel Zeit & Engagement du realistisch investieren willst und kannst!
• Setz dir Erinnerungen für alle wichtigen Termine in deinen Kalender, damit du nicht unversehens eine Frist versäumst.
• Mach dir rechtzeitig einen persönlichen Termin bei deinen Vorgesetzten und/oder Personalabteilung aus und mach dir Notizen als Gesprächsvorbereitung. Es ist wichtig, dass DU weißt was du willst und anzubieten hast. Falls es rechtliche Unklarheiten gibt, zB Rückkehrrecht in Führungsjob o.ä. Informiere dich vorab!
• Auch während deiner Karenzzeit hast du Fähigkeiten dazu gewonnen und/oder verbessert! Denk darüber nach und mach dir bewusst, dass du auch außerhalb des Jobs viel dazu gelernt hast, von dem auch dein Arbeitgeber jetzt profitieren kann.
• Sei dir bewusst, dass Vereinbarkeit schwierig sein kann und verlang nicht zu viel von dir. Die Wahrheit ist, dass auch dein Tag nur 24h hat und du Freude am Leben, an deiner Familie & deinem Job haben sollst! Dazu braucht es manchmal vielleicht ein paar Abstriche bei den eigenen Ansprüchen.
Einen guten Start allen Wiedereinsteigerinnen!