Wir haben diese Woche Mittwoch allesamt verschlafen, das kuschlige Bett, das mehrmalige Aufstehen mitten in der Nacht und die Snooze-Funktion waren da etwas mit Schuld. Und zumal der dritte Aufstehtag in Folge unter der Woche stets eine Challenge ist. Bürotage sind eben anstrengend, genauso wie die langen Kindergartentage. Morgen Montag geht’s für Groß und Klein hoffentlich wieder leichter. Zumindest bin ich halbwegs darauf vorbereitet: es ist vorgekocht für nach der Arbeit und dem Kindergarten, die Kleidung liegt bereit – und, die Kinder sind schon im Bett, das lob ich mir. Da waren dann aber noch der Müll und die Wäsche, die ebenfalls noch ihren Weg in die Kästen finden sollte. Doch, wartet mal – es ist Sonntagabend. Nun ist meine Zeit selbst mal die Füße hochzulegen und halbwegs relaxed die Woche ausklingen zu lassen….
Supermom vs. Choasmom. „Bei denen sieht immer alles so sauber aus, die haben bestimmt eine Putzfrau!“ Nein, diesen Satz hat noch niemals jemand über meine Familie und unser Zuhause gesagt, und wird es wohl auch in Zukunft nicht. Doch bei so einigen Instamamas und ihren Familien kam mir schon oft dieser Gedanke. Wie machen die das bloß, dass immer alles auf Hochglanz poliert sauber zu sein scheint und alles am rechten Fleck liegt? Das Kind sitzt dann gerne einfach gemütlich auf der Wohnzimmercoach, im tollen Outfit und einem riesen Smile im Gesicht als wäre diese perfekte Welt das Normalste auf der Welt. Doch seien wir mal ehrlich: wir, die auch Mamas sind, wissen doch ganz genau, wie die Realität wirklich aussieht, wenn es um Haushalt, Familie und Alltag geht – oder etwa nicht?! Mit Ersteres wird man im Prinzip NIE fertig, denn ist das eine Zimmer aufgeräumt, wird im anderen eben wieder hergeräumt. Und ist die eine Wäsche fertig sortiert folgt kurz darauf die nächste., usw.
Weg vom Schein und hin zum Sein. Selbst wenn die Instagram-Fotoinszenierung noch so ästhetisch ist und die Herzchen im Sekundentakt einfliegen: ist eine solche Art der Perfektion der Sinn und Zweck des Lebens? Oder sich selbst stets abzurackern und den Kindern hinterherzuräumen anstatt Zeit mit ihnen zu verbringen, damit das Zuhause immer zu hundert Prozent ansehnlich ist falls später doch noch ein Überraschungsbesuch vor der Tür steht?
Klar würde ich auch eine stets saubere Wohnung bevorzugen: mit Blumen am Küchentisch, die immer blühen und niemals verwelken, mit Fenster ohne Fingerabdrücke, einer Küche, die sich von selber nach dem Kochen wieder in Ausgangsordnung resetten lässt oder mit einem Kinderzimmer, in dem das Spielzeug stets sortiert im IKEA TROFAST Regal liegt – und zwar Lego zu Lego, Steckblume zu Steckblume. Stattdessen wohnen wir in unserem Chaos, unserer eigenen wohligen Ordnung, die für uns aber immer noch Struktur hat und nur manches mal, bei langer Vorbereitung den Besuch in halber Perfektion empfängt. Denn Tatsache ist: auch ich habe nur zwei Hände, und auch wenn es bewiesen ist, dass niemand Multitasking auf ein höheres Level bringt als wir Frauen, bleibt immer etwas auf halber Strecke liegen – oder wandert eben nicht zurück in die richtige Kiste, und das ist vollkommen in Ordnung. Ich bin lieber #TeamChaos als #TeamPerfekt, dafür aber mit einer riesen Portion Liebe aus der ersten Reihe meines Lebens: meiner Familie. Denn ich setze Prioritäten, und zwar ganz klar zu Gunsten von meinen Liebsten. Zeit ist kostbar, vor allem neben der Arbeit und den anderen Verpflichtungen. Und wen kümmerts ob wir heute alle Spielsachen in eine Kiste geschmissen haben weil wir im Schnelldurchlauf alles eingesammelt haben? Genau, niemanden, denn solange die Kids ihre Lieblingssachen finden ist das in Ordnung – irgendwann wird schon wieder mal aussortiert, nur eben nicht heute, nicht jeden Tag.
Unser Zuhause lebt – und zwar durch uns alle vier, die da wohnen und werken.
Die beiden Kater, wenn sie vor Gier ihr Futter aus ihren Schüsserl schmeißen und am halben Küchenboden verteilen, oder sie im Anschluss in ihren „närrischen fünf Minuten“ es schaffen den Blumentopf runterzuschmeissen und vor lauter Schreck durch das gesamte Spielzeug in Highspeed durchrennen und aus der riesen Spielwiese im Wohnzimmer ein riesiges Schlachtfeld wird.
Der Papa, wenn er das ganze Wohnzimmer verkabelt um Musik zu machen und gemeinsam mit uns eine Band gründet. Oder er das Schlafzimmer, die Küche oder das Bad zu seinem temporären persönlichen Fitnessraum umfunktioniert.
Die Kinder, die am liebsten inmitten des Geschehens spielen, zwischen den Musikinstrumenten, den Fitnessmatten oder unter meiner Yogaposé. Am liebsten mit all ihren Spielsachen gleichzeitig.
Ich, die während des Kochens noch die Partie Memory zu Ende spielt, die Yogaposé fertigbringt während ich die Wäsche in den Trockner werfe und dabei eine nasse Unterhose und drei Socken zurücklasse. Tja, so ist das eben. So BIN ICH EBEN.
Liebe vor Perfektion. Klar gibt es die Tage an denen wir alle gemeinsam mit anpacken und Zuhause für Ordnung sorgen. Oder ich bereits am Morgen vor der Arbeit das Gröbste erledige, dafür dass es kurz nach dem Heimkommen für einen kurzen Moment eine Vorzeigewohnung ist. Doch ist das wirklich wichtig? Am Ende des Tages sind es doch die gemeinsamen Jenga-Runden, die wir nach einem Kindergarten- und Arbeitstag zusammen gespielt haben, an die sich die Kids vor dem Schlafen gehen gerne erinnern, nicht an den Geschirrspüler und ob er bereits beim Heimkommen ein- oder ausgeräumt war. Oder an das für Instagram perfekt inszenierte Bild. Die gemeinsame Zeit ist es, die wichtig ist, der Haushalt oder der Wäscheberg braucht uns nicht so sehr, wie es unsere Kinder tun.
Niemand ist perfekt, weder die Instagram-Mutti noch sonst wer – und danach müssen wir auch nicht streben, schon gar nicht uns mit einander vergleichen. Denn am Ende eines jeden Tages zählen die echten Momente und Emotionen, die man zusammen mit der Familie erleben durfte, nicht die inszenierte Wunschvorstellung davon. Ganz egal ob die Bude Zuhause immer picobello aufgeräumt ist oder eben nicht. Oder die Unterhose, die wir heute tragen, gebügelt ist oder nicht. Oder der Mann am Aschermittwoch aus Versehen Fleisch serviert bekommt (ja – auch das kommt vor 😉 )
Wisst ihr was: meinen Liebsten ist das alles total egal, sie mögen mich so unperfekt chaotisch wie ich bin, und umgekehrt. Niemand ist perfekt, keine Vollzeitmama, keine Working Mom, keine Singlemom etc. – und das ist auch gut so! Denn nichts wäre langweiliger und vor allem auch anstrengender, wenn wir es alle wären!