Die Kinder tollen am Spielplatz umher, kichernd vor Freude über diesen sonnigen Herbstnachmittag. Es ist eine ganze Scharr. Sie sind alle aus derselben Nachbarschaft, Jungs und Mädchen, größere und kleinere.
„Schieß‘ zu mir!“, ruft der große Bub seinem Freund zu, während er versucht sich durch das gegnerische Team zu ringen. Unter den dutzenden fröhlichen Gesichtern, die gerade dem Ball hinterher jagen, sind auch die große Schwester und ihr Bruder. Ihre herzhaften Lacher schallen dabei über den gesamten Platz. Vom großen Bub wandert der Ball weiter zum Nachbarmädchen, wieder zurück zum Freund, der den Ball über den Spielturm schießt. Der Ball rollt die Rutsche wieder hinunter, die große Schwester fängt ihn auf. Das Spiel ist eine Mischung aus Handball und Football, das den Kinder sichtlich viel Spaß bereitet.
Nach dem vielen Laufen gönnen sich die Kinder eine kurze Halbzeitpause. Der Bruder setzt sich mit seiner Trinkflasche auf die Parkbank, von wo aus auch die Mama das fröhliche Geschehen mitverfolgt. Die große Schwester kommt mit. „Na, das scheint ja richtig viel Spaß zu machen!“, sagt die Mama. Etwas außer Atem verzieht der Bruder sein Gesicht. „Ja schon, aber ich bekomme nie den Ball! Ich bin einfach noch nicht groß genug so wie die anderen Kinder.“, klagt der Bruder mit enttäuschter Stimme. „Egal wie schnell ich bin, die Jungs schnappen mir den Ball so oder so immer vor der Nase weg.“
Mama und die große Schwester versuchen ihn zu ermutigen – und hecken gemeinsam einen Plan aus. „… denn ob klein oder groß, jeder hat seine Stärken. Und du magst zwar heute einer der kleineren sein, aber ich kenne niemanden, der so weit springen kann wie du. Probiere es einfach und hab‘ Spaß dabei!“, sagt die Mama zum Bruder.
Alle Kinder treffen sich wieder am Spielfeld. Es reicht von der Birke bis zum Trampolin – und von der Sandkiste bis nach hinten zu den Bänken. Kurz vor den Bänken ist die mit Straßenkreide eingezeichnete Linie, wo der Ball abgelegt werden muss um einen Punkt zu bekommen. Und auf los gehts los.
Die Buben schießen sich zu. Ein Mädchen versucht den Weg zu versperren, ein anderes hüpft zwischen zwei sich zupassenden Freunden umher. Der Bruder läuft im Geschehen mit, versucht sich groß zu machen um den Ball zu erwischen, doch es klappt nicht. Ein größeres Mädchen schnappt den Ball in der Luft und wirft ihn auf den Spielturm. Von dort aus lässt ihn ein kleineres Mädchen die Rutsche runter rutschen. Die große Schwester erwischt ihn wieder kurz vor dem Boden.
Sofort hält sie den Ball fest und ruft ihrem Bruder zu, der einige Meter von ihr weg auf der Außenseite läuft. „Jetzt!“ Sie springt hoch, täuscht vor den Ball ihn hohen Bogen zu ihrem Bruder überzuschießen. Zwischen den Geschwistern springen drei Kinder hoch, der Plan funktioniert. Sofort duckt sich die Schwester und rollt den Ball superschnell am Boden direkt zu ihrem Bruder. „Hab‘ ihn!“, freut er sich und er läuft blitzschnell über die Sandkiste auf den Weg zu den Bänken, während die Jungs versuchen ihn einholen. Doch kurz bevor sie es schaffen nimmt er einen Anlauf – und springt weg – bis ganz weit hinter die Linie. Er hat es geschafft. Er hat mit dem Ball gepunktet.
„Wow!“, staunen die Jungs, während der Bruder über das ganze Gesicht strahlt. Die große Schwester schlägt mit ihm ein, die Mama jubelt ihm zu.
Etwas erschöpft, aber glücklich sind die beiden Geschwister und die Mama später am Nachhauseweg. „Du siehst…“, sagt die Mama zum Bruder, „… keiner ist so wie du – und genau das ist deine Stärke. Nicht nur heute hier beim Ball spielen, sondern jeden Tag, immer und überall.“
© by Steffi